Energiestrategie
Energiestrategie: Experten sehen Situation kritisch
Olten (energate) - Die Lage ist ernst, was das Umsetzen der Energiestrategie 2050 des Bundes anbelangt. Das ist die vorwiegende Meinung derjenigen Experten, die anlässlich des Stadtwerkekongresses zum Thema "Vollständig erneuerbar - wie erreichen wir das?" am 22. März diskutiert haben. "Wir befinden uns an einem kritischen Punkt", sagte etwa Ronny Kaufmann, CEO der Stadtwerkevereinigung Swisspower. Die Strom- und Gasmarktöffnung stünden erst noch bevor, das Umfeld sei volatil. Nun gelte es, die klima- und energiepolitischen Herausforderungen im Auge zu behalten, so Kaufmann.
Auch Matthias Finger, Professor für Governance und Regulation und Leiter des Center for Digital Trust an der EPFL, beurteilte die Lage als "nicht gut". "Die Energiewende wird immer dringender, die Zeit immer knapper", so Finger. Es werde immer klarer, dass es keine Alternative zu einer radikaleren Wende gebe. Man könne das Problem aber auch nicht einfach nur technologisch lösen: "Es ist auch Verzicht angesagt." Diesbezüglich, so Finger, müsse man mit der Bevölkerung "Klartext" reden. Zudem müsse sich die Schweiz mit Europa zusammentun. "Hier gehen wir in eine völlig falsche Richtung", mahnte Finger.
Batzli: "Wir müssen gewaltig beschleunigen"
Stefan Batzli, Geschäftsführer der AEE Suisse, ortete derweil Skepsis innerhalb der Gesellschaft. "Wir haben Mühe, was die Akzeptanz neuer Technologien angeht", so Batzli. "Wir müssen die Bevölkerung mitnehmen." Für ihn steht ausserdem fest, dass die Energiewende zu langsam voranschreitet. "Wir müssen gewaltig beschleunigen, wenn wir diesen Umbau bewerkstelligen wollen", so Batzli. Dazu gehöre auch, dass Rahmenbedingungen geschaffen würden, die den Investoren genügend Anreize für Investitionen in der Schweiz böten.
Genau solche Rahmenbedingungen vermissen die Diskussionsteilnehmer hierzulande. "Bringen Sie mir mal einen Windpark in der Schweiz, bei dem es sich lohnt zu investieren", so Kaufmann, der in diesem Zusammenhang auch die Politik kritisierte: "Der Bund macht Gesetze und verteilt ein bisschen Geld, auf internationaler Ebene schafft man Botschaften und setzt Ziele, die man verfehlt oder erreicht." Aber am Ende seien es die Stadtwerke, die in den Energieumbau investierten: "Sie tragen die Investitionsrisiken", so Kaufmann. Deshalb müssten diese auch die "nötigen" unternehmerischen Freiheiten bekommen.
Differenzen in der Frage in Bezug auf ausländische Investitionen
Dass Energieunternehmen ihr Geld vermehrt im Ausland anlegen statt in der Schweiz, sorgte für Dissonanzen in der Runde. Während Finger etwa rhetorisch fragte, was denn falsch daran sei, in Europa zu investieren, wenn die Investition rentabel sei, forderte Kaufmann: "Wir müssen doch die Schweiz für die nächsten 20, 25 Jahre attraktiv gestalten."
Die Diskussionsreihe des Stadtwerkekongresses wird am 23. März fortgesetzt. Dann sind die Eignerstrategien und die politischen Herausforderungen auf dem Weg zur erneuerbaren Energieversorgung Thema.